Solar-Start-ups

Aptera-Modell Gamma  
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of Aptera Motors Corp. [Homepage])

Management Summary

Solar-Start-ups statten Ihre Fahrzeuge mit Solarzellen aus, um so die Sonnenenergie während der Fahrt bzw. im Stand zu laden. Die Idee klingt erst einmal vielversprechend, weil sich dadurch die Stromkosten reduzieren lassen und das Fahrzeug nicht so häufig an die Ladesäule muss. 

Allerdings sind die aktuell verfügbaren Solarzellen noch längst nicht so effizient, um Energie für hunderte von Kilometern nachladen zu können. Je nach Fahrzeugverbrauch und Sonneneinstrahlung sind pro Tag nur 40 – 60 km möglich

Außerdem funktioniert die Idee nur, wenn das Fahrzeug auch wirklich in der Sonne steht, also nicht in einem Parkhaus oder der Garage. 

Was aber wirklich gegen die Ansatz spricht ist, ist die Tatsache, dass hier der Schwanz mit dem Hund wackelt. 

Um Missverstände zu vermeiden: die Idee, Solarzellen auf der Karosserie von Elektroautos zu verbauen, ist natürlich interessant. Das alleine ist aber kein ausreichend großes Differenzierungsmerkmal. Ein Autoradio-Hersteller entwickelt ja auch kein komplettes Fahrzeug neu, nur um zu zeigen, wie gut das Radio in einem Auto funktioniert. 

Wäre es da nicht viel vernünftiger, Entwicklungskosten zu sparen und die Solarzellen in einem marktgängigen Modell zu verbauen? 

Außerdem wäre es ein leichtes für Tesla und Co, Ihre Modelle selber mit Solarmoduln auszustatten, sobald effizientere Zellen zur Verfügung stehen. Der Wettbewerbsvorteil der Solar-Start-ups wäre mit einem Schlag dahin. 

Es daher nicht verwunderlich, das bereits 2 der 3 hier aufgeführten Solar-Start-ups ihre Firmenstrategie signifikant ändern mussten bzw. Insolvenz anmelden mussten.  

Das kalifornische Start-up Aptera verfolgt den radikalsten Ansatz. Aptera entwickelt ein 2-sitziges, extrem leichtes und windschlüpfriges Solarfahrzeug mit sehr geringem Energieverbrauch, das sich mit seinen verkleideten Rädern und der eigenwilligen Tropfenform deutlich von den gängigen US-Fahrzeugen unterscheidet. Ein sehr spannendes Produkt, ob es allerdings den Geschmack der amerikanische Konsumenten treffen wird, bleibt abzuwarten

Das deutsche Start-up Sono Motors hatte bereits ein komplettes Solarauto neu entwickelt, für die Produktion waren dann aber nicht mehr genug Mittel vorhanden. Sono Motors will jetzt die eigene Solartechnologie als Zulieferer vermarkten, noch ist offen, ob die Transformation gelingen wird.

Auch das niederländische Unternehmen Lightyear Motors musste seine Strategie bereits anpassen. Das 1. Modell war mit 250.000 € völlig überteuert, die Produktion wurde mangels Nachfrage gestoppt. Jetzt soll ein günstigeres Fahrzeug für 40000 € entwickelt werden.

Aptera Modell Gamma   
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of Aptera Motors Corp. [Homepage])

Konfigurator Aptera Homepage 
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of Aptera Motors Corp. [Homepage])

Aptera wurde erst 2019 von Chris Anthony and Steve Fambro in San Diego gegründet, beide haben aber bereits vorher Elektrofahrzeugen entwickelt. Mit dem Modell Gamma verfolgt Aptera einen sehr radikalen Ansatz. Das Fahrzeug wurde ganz konsequent auf niedrigen Energieverbrauch getrimmt, kann aber auch nur 2 Personen transportieren. Es hat 3 Räder, ein sehr geringes Gewicht und einen sehr kleinen Luftwiderstand. 

Der Einstiegspreis liegt bei 25.900 $ für die Version mit 250 Meilen (402 km) Reichweite. Optional können Reichweiten von 400, 600, oder sogar 1000 Meilen (1609 km) konfiguriert werden, bei der 1000-Meilen-Variante liegt der Grundpreis bei 44.900,$Auch die Anzahl der Solarpanels kann konfiguriert werden, der Aufpreis für die Maximalkonfiguration liegt bei 900,- €.  

Pro Tag sollen bis zu 40 Meilen über die Solarzellen geladen werden können, dieses entspricht in etwa der durchschnittlichen täglichen Fahrstrecke in den USA. Gerade für das sonnenverwöhnte und dichtbesiedelte Südkalifornien klingt diese Idee des „Autofahren nur mit Sonnenenergie“ natürlich faszinierend.

Der Aptera ist insgesamt ein sehr spannendes Produkt, mit seinen verkleideten Rädern, der eigenwilligen Tropfenform und der geringen Größe unterscheidet sich das Fahrzeug allerdings deutlich von den gängigen Autos in den USA. Wir sind gespannt, ob es den Geschmack des amerikanische Konsumenten finden wird, vermuten aber, das dieses Fahrzeug ein Nischenprodukt bleiben wird. 

Modell Sion von Sono Motors   
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of SONO MOTORS GmbH [Homepage])

Mit Solartechnologie von Sono Motors ausgestattete Fahrzeuge   
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of SONO MOTORS GmbH [Homepage])

Sono Motors wurde 2016 in Hessen von Laurin Hahn, Navina Pernsteiner und Jona Christians gegründet. Mit hohem finanziellem Aufwand wurde ein Solarauto namens Sion entwickelt, für die Produktion reichte dann das Geld nicht mehr. Eine finanzielle Rettungskampagne in 2022 brachte nicht den erwarteten Erfolg, das ursprüngliche Geschäftsmodell eines Fahrzeugherstellers wurde beendet

Sono Motors plant aktuell die Transformation zu einem Lieferanten, d.h. die selbst entwickelten Solarpanelen sollen an andere Unternehmen verkauft werden. Nach Aussage von Sono Motors gibt es bereits 25 Fahrzeugbauer in Europa und den USA, die die Solarmodule von Sono Motors in ihren Produkten erproben. Unter den Kunden sind Hersteller von Pkws, Bussen, Kühlfahrzeugen und Wohnmobilen. Dabei möchte Sono Motors nicht nur als Erstausrüster auftreten, sondern auch Nachrüstlösungen z.B. für Busse anbieten.

Lightyear 02   
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of Atlas Technologies B.V. [Press Area])

Das niederländische BEV-Start-up Lightyear wurde 2016 von ehemaligen Studenten der TU Eindhoven gegründet, die bereits vorher an vielen Solarfahrzeug-Wettbewerben teilgenommen hatten. Auf Basis dieser Erfahrungen entwickelte Lightyear ein Elektrofahrzeug namens Lightyear 00, das für 250.000 € verkauft werden sollte. Mangels Nachfrage wurde die Produktion im Januar 2023 eingestellt und der Hersteller musste Insolvenz  anmelden.

Mit Unterstützung privater Investoren wurde eine neue Gesellschaft gegründet, auf die die Patente der insolventen Mutter-Gesellschaft übertragen wurden. Diese neue Firma plant nun die Entwicklung eines kostengünstigeren Solarfahrzeugs namens Lightyear 02, der Verkaufspreis soll bei 40.000 € liegen.