IAA-Nachlese: vom letzten Aufbäumen des Verbrenner bis zur Feststoff-Zelle!
Mittelklasse-Kombi Seal 6 Touring mit erweitertem Range-Extender-Konzept
(Mit freundlicher Genehmigung/Courtesy of BYD Company Ltd. [Homepage])
Mittlerweile hat sich der Messestaub etwas gelegt, so es an der Zeit ist, über Themen zu berichten, die im Blitzlichtgewitter der IAA etwas weniger Aufmerksamkeit bekommen haben.
Viel Aufmerksamkeit bekam das Thema „Range–Extender“. Selbst der deutsche Bundeskanzler kennt jetzt diesen Begriff und plädiert in diesem Zusammenhang für die Aufhebung des EU-Verbrennerverbots, das ab 2035 gelten soll. Herr Merz hofft, so der deutschen Automobilindustrie mehr Zeit beim Umstieg auf den E-Antriebe zu verschaffen.
Die Historie dieser Antriebsvariante ist interessant: bereits in den 2000-er Jahren u.a. von GM, Opel und BMW entwickelt und in frühen EVs verbaut, verschwand der Range-Extender bald wieder von der Bildfläche – nicht zuletzt dank enormer Fortschritte bei Lithium-Ionen-Zellen und alternativer Hybridvarianten wie dem Parallelhybrid. Die überraschende Wiederbelebung erfolgte Anfang der 2020-er Jahre durch Li Auto. Erst 2015 gegründet, gelang dem chinesischen Start-up mit seinen großen SUVs ein kometenhafter Aufstieg innerhalb weniger Jahre.
Aufgeschreckt durch den Erfolg von Li Auto, planen jetzt sowohl Start-ups wie Xpeng und Leapmotor als auch etablierte Autobauer wie Ford, Stellantis und Volkswagen (Scout) die Entwicklung von Range-Extender-Modellen.
Beim Range-Extender ist der Verbrenner zu eine Art Hilfsmotor degradiert: ohne mechanischen Durchgriff auf die Räder wird er nur noch zur Stromerzeugung gebraucht. Diese Antriebsart steht damit sinnbildlich für den zunehmenden Bedeutungsverlust des Verbrenners
Ausgerechnet BYD, überraschte jetzt auf der IAA mit einer Meldung, die im Messerummel ziemlich untergangen ist. Der weltweit größte Hersteller batterie-elektrischer Fahrzeuge wird sein Mittelklasse-Kombi Seal 6 Touring nach Europa exportieren.
Das besondere an diesem Modell ist sein Antrieb, der auf einer Weiterentwicklung des Range-Extender basiert: Bei hoher Geschwindigkeit kann der Verbrenner über eine Kupplung zur E-Maschine hinzugeschaltet werden, um so den bei hohen Drehzahlen ineffizienten Elektromotor zu unterstützen. BYD vermarket seine Technologie unter dem Begriff DM-i, was für „Dual Mode – intelligent“ stehen soll.
Ist diese Technologie neu? Nein, Mercedes–Benz hat einen ähnlichen Ansatz bereits 2011 auf der IAA in Frankfurt mit dem Konzeptfahrzeug „Concept B-Class E-CELL PLUS“ vorgestellt. Allerdings kam es beim schwäbischen Autobauer nie zu einer Serienproduktion.
Spannend ist, wie sich jetzt die Wettbewerber positionieren: Bleiben sie bei der einfachen Range-Extender-Variante oder folgen sie dem komplexeren Ansatz von BYD? Wie auch immer sich das Thema Range-Extender entwickeln wird: wir glauben nicht, dass diese Technologie den traditionellen Fahrzeugbauern langfristig helfen wird.
Selbstverständlich konnte man auf der IAA 2025 auch einen Blick in die Zukunft werfen: drei europäische Fahrzeugbauer präsentierten Fahrzeugprojekte mit Feststoffzellen, die sozusagen den heiligen Gral der Lithium-Batterie-Forschung bilden.
Aber darüber wollen wir nächstes Mal berichten.
