Advanced Automotive Battery Conference Europe 2025

Management Summary
Auch bei der dies jährigen Advanced Automotive Battery Conference Europe (#AABC2025), die vom 24-26. Juni in Mainz stattfand, standen Trends und Innovationen für Automobil-taugliche Lithium-Ionen-Batterien im Mittelpunkt des Interesses.
Die Konferenz richtet sich an ein internationales Fachpublikum, ich konnte dieses Jahr zum ersten Mal persönlich und vor Ort teilnehmen. Die Fülle der Themen und die Kompetenz der Teilnehmer war sehr beeindruckend:
- In über 210 Vorträgen wurde ein sehr breites Themenspektrum abgedeckt. Die Bandbreite reichte von den akademisch geprägten Präsentationen zur Solid-State-Technologie bis hin zu eher praxis-orientierten Beiträgen namhafter Fahrzeughersteller, die ihre neusten Batteriekonzepte vorstellten.
- Eine Ausstellung ergänzte die Konferenz, hier wurden von über 100 Unternehmen Technologien und Dienstleistungen rund um die Entwicklung, den Test und die Produktion von Li-Io-Zellen angeboten. Unter den Austellern fanden sich Start-ups, Mittelständler aber auch Global Player wie z.B. Henkel, Honeywell, Saint Gobain, Shell und Total Energies.
- Tutorials am Vortag der Konferenz rundeten das Konferenzprogramm ab. In insgesamt 12 Deep-Dives konnten die Teilnehmer ihr Wissen zu verschieden Themen wie Feststoffzellen, Natrium-Ionen-Batterien, Silizium-Anoden und Rohstoffen vertiefen.
Auf Entwicklungsseite waren in diesem Jahr Silizium-angereicherte Anoden sowie Solid-State-Zellen die Schwerpunktthemen.
Silizium-angereicherte Anoden stellen eine evolutionäre Weiterentwicklung der aktuellen Li-Io-Technologie dar. Zellen mit dieser Technologie bieten eine moderat erhöhte Energiedichte und können auf vorhanden Fertigungslinien produziert werden.
Zellen dieses Typs werden bereits verbaut, so zum Beispiel bei Mercedes-Benz, Porsche und Tesla. In der Regel beschränkt sich der Silizium-Anteil auf
10 – 15%, da bei dieser Größenordnung das Anschwellen der Zelle beim Ladevorgang noch beherrschbar bleibt. Die Algorithmen für SoH- und SoC-Steuerung müssen angepasst werden, da SI-angereicherte Anoden andere Charakteristika aufweisen.
Solid-State-Zellen sind eine revolutionäre Weiterentwicklung der etablierten Li-Io-Technologie, eine Produktion auf vorhanden Fertigungslinien ist nicht möglich. Solid-State-Zellen versprochen eine deutlich erhöhte Energiedichte und bilden seit vielen Jahren den heiligen Gral der Zellforschung.
Das Problem dabei ist: die eine Solid-State-Technologie gibt es nicht. Vielmehr wird mittlerweile eine Vielzahl von Technologien – teilweise auch aus Marketing-Gründen – unter diesem Sammelbegriff zusammengefasst. Bisher werden nur Polymer-basierte Zellen verbaut, aufgrund der geringen Ionen-Leitfähigkeit bei Raumtemperatur müssen die Zellen aber bei 60-80 Grad betrieben werden.
Auf Anwenderseite waren die Vorträge der Fahrzeugbauer sehr spannend und gut besucht, hier waren die Vortragshallen in der Regel bis auf den letzten Platz besetzt. Generelle Trends bei den OEMs sind:
- Der Wechsel von Pouch-Zellen zu prismatischen Zellen (u.a. GM, Mercedes-Benz, VW) bzw. Rundzellen (BMW), hier dürfte das Thema Sicherheit eine große Rolle spielen.
- Die Übernahme der in China durch CATL und BYD bereits fest etablierten LFP-Zellchemie auch in Europa (u.a. Stellantis, Mercedes-Benz, VW) und den USA (u.a. GM, Stellantis).
Weitere Highlights bei den OEM-Vorträgen waren:
Mercedes-Benz präsentierte unter anderem seinen ersten mit Solid-State-Technologie aufgebauten Versuchsträger. Dabei handelt es sich Fahrzeug auf Basis des EQS, in dem Zellen vom US-Technologiepartner Factorial Energy verbaut sind. Diese erhöhen die Reichweite bei gleichem Bauraum und Gewicht um bis zu 25% auf 1000 km gegenüber der Serienbatterie.
Allerdings müssen die Zellen unter erhöhtem Druck betrieben werden, um den Kontakt an den Grenzflächen zu gewährleisten und ein Litium-Plating zu vermeiden. Im Versuchsträger wird der Druck pneumatisch erzeugt, ob dieser Ansatz auch für einen Serieneinsatz trägt, bleibt abzuwarten.
Volkswagen stellte drei neue Zellvarianten vor.
- Die Natrium-basierte Batterie ist für den Entry-Markt vorgesehen.
- Zellen mit LNMO-Chemie (Lithium Nickel Mangan-Oxide) sollen NMC-Zellen bei ähnlicher Energiedichte ersetzen und aufgrund des Verzichts auf Kobalt kostengünstiger werden.
- Bei den Solid-State-Zellen kooperiert VW bekanntlich mit QuantumScape, als Herausforderungen werden u.a. die Ionenleitfähigkeit und die Produzierbarkeit des Separators genannt.
Selbstverständlich sollen alle drei neuen Zellvarianten kompatibel mit der von der VW-Tochter PowerCO produzierten „VW-Einheitszelle“ sein.
Fazit: Die AABC wird dem Anspruch „Advanced“ wirklich gerecht. Wer an neuen Technologien im Bereich Lithium-Ionen-Batterien interessiert ist, kommt um diese Konferenz nicht herum.